Das Ziel meines letzten Besuches auf Pianosa war einer der kleineren Strände, reizend und unbekannt im toskanischen Archipel, den ich schon während eines Ausflugs mit dem Fahrrad bewundert habe, organisiert von den Führern des Nationalparks und sofort ist der Wunsch entstanden zurückzukehren.
Ende September ist auch Ende des Sommers und normalerweise sind die Tage sonnig und frisch, das Licht ist von einer reifen Hell, die auf die warmen Farben des Herbstes vorbereiten, ein idealer Moment um sich einzuschiffen beigetragen
Hotel Milena
Marina di Campo zu der plattesten Insel des thyrrenischen Meeres mit dem Plan, dort eine Nacht zu verbringen. Bis 2010 war es problematisch, auf der Insel zu übernachten, aber nachdem das Hotel „Milena“ (info@hotelpianosa.it Tel. 392.8277945) seine Türen geöffnet hat, erlaubt es in seiner Einfachheit die Stille des archetypischen Zustandes auszukosten.
Und nach 17.00, wenn die letzte Überfahrt der Fähre, die Pianosa mit Elba verbindet, startet durchdringt die Stille die Insel. Von 17.00 bis 11.00 am Morgen bleiben nur ein paar Dutzend halbfreie Häftlinge, die sich um das einzige Restaurant und Bar und andere Dienstleistungen kümmern, ich weiß nicht genau wie viele Beamte der Gefängnispolizei und wenige andere Personen, alle, die Gefangenen eingeschlossen, äußerst freundlich und sehr hilfreich, Informationen über die Insel zu geben, vor allem die Mitglieder der Vereinigung zur Verteidigung von Pianosa, gegründet von ehemaligen Bewohnern, die bis 1998, Datum der Schließung des Gefängnisses, auf der Insel tätig waren zur Unterstützu8ng der Strafkolonie und die ihre alte Wohnung behalten haben.
Beschauliches Leben
Es gibt keine Zerstreuungen auf Pianosa, auch kein mondänes Leben.
Nach dem Sonnenuntergang ist die Insel in die Einsamkeit eingehüllt, aber sehr häufig lenkt ein Schauspiel der Natur, das man nicht erwartet hätte, die Aufmerksamkeit der Gäste auf sich. Der Schauspiel ereignet sich an der Stelle, die am meisten die Vorstellungskraft derjenigen anregt, die Pianosa zum ersten Mal besuchen: sein winziger Hafen, eingeschlossen von bizarren Gebäuden mit Zinnen versehen wie die in den Märchen, die gut ausgehen. Auch wenn sicherlich sehr viel ältere Gebäude einverleibt wurden gehen die, die wir jetzt sehen, im gewohntem heruntergekommen Zustand, auf die Jahre die Einrichtung des Gefängnisses im Jahre 1858 zurück.
Ein Schauspiel, das man nicht verpassen sollte
Schon die Atmosphäre der beunruhigenden Vernachlässigung in dem sich die Festung Teglia und die Specola befinden, so nennen sich die beiden Gebäude, eines im Westen und eines im Osten, rufen eine bewunderndes Staunen hervor, wenn dann die herrlichen Bewohner des Meeres, die als entwickelter Raubfisch, der sie sind, sich im Schwarm bewegen und sich entscheiden in den kleinen Hafen reinzukommen, dann werden sie sicher sein, ein unvergessliches Erlebnis nach Hause mitzunehmen: langsam und stetig schwimmen sie im Kreis von links nach rechts belegen hunderte von Barracudas das ganze Wasserbecken die ganze Nacht über!
Diese Fische, von denen ein paar über einen Meter lang sind, jagen im Schwarm, wahrscheinlich benützen sie dieses nächtliche Ritual um die Hierarchie der Gruppe zu ordnen und zu bestimmen. Es ist eigenartig aber logisch, dass die anderen Fische, die normalerweise im kleinen Hafen leben und die ansonsten in wenigen Augenblicken verschlungen wären von den stromlinienförmigen Raubfischen, sich darauf beschränken, sich am Rande der Mole ausbreiten, überhaupt nicht eingeschüchtert von dem eindrucksvollen Umzug der spitzen Zähne.
Die Pflege des Schlafes
Die Fische, man weiß, sie sind von Natur aus still, deswegen werden, wenn sie sich wie ich entscheiden, auf der Insel zu schlafen, weder diese Ansammlung von Barracudas noch andere Geräusche ihre Erholung stören .
Die absolute Stille ist eine süße, nächtliche Brise, sie laden so nicht zu nächtlichen frühem Aufstehen vor Tagesanbruch ein, in der Tradition des guten Schlafes, habe auch ich mich nicht vor 8.00 auf den Weg gemacht (oder besser mit dem Fahrrad, meiner Meinung nach das interessanteste Fahrzeug um sich auf dieser Insel fortzubewegen).
Der heftige Wind hatte gestern den ganzen Tag über aus Nordwest (Mistral) geblasen, er wurde zu Grecale, aus Nordost, also wurde die ganze Ostküste von leuchtenden Wellen gepeitscht (lesen sie: „Die goldene Regel für diejenigen, die sich auf den kleinen Inseln bewegen“). Mich nach Norden richtend, entlang der Küste, wo der Wind blies, war die Sonne noch nicht sehr stark und milderte den starken Wind ab, so dass man sich ohne Unbehagen im T-Shirt bewegen konnte.
Wirkliche Mauern und geistige Mauern
Um aus dem Dorf herauszukommen, aus der „zivilen“ Zone und in die ehemalige Strafkolonie hineinzukommen muss man eine schreckliche Mauer passieren, die Ende der siebziger Jahre gebaut wurde mit einer Verschwendung von Stahlbeton, die nur ein erschreckender Notfall rechtfertigten konnte. Ich bin sie ihrer ganzen Länge nach abgegangen und dabei über die Wechselbeziehung zwischen Mauer- Angst- Wirksamkeit nachgedacht, man könnte eine parallele Geschichte der Menschheit im Licht dieser drei Konzepte schreiben.
Endlich außerhalb des körperlichen und moralischen Schattens der Mauer da sind die Reste der römischen Villa aus kaiserlicher Zeit, heute halb versunken und überragt von einer eigenartigen modernen Überdachung, die uns in eine andere wunderbarerweise tragische Geschichte einführt, die eine Erzählung verdienen würde.
Dann trifft man nur Natur
Ein flaches und zerklüftetes Felsenriff wie die Vegetation, die die Beilage bildet. Ich fahre weiter Richtung Norden, auf Pianosa ist es schwierig, sich zu verlaufen, man trifft auf ein paar kleine Buchten, die erste ist banal cala dell’Alga (Bucht der Algen) genannt, durch die Tatsache, dass sie sich dort ansammeln, wie in allen anderen im übrigen, große Mengen von trockenen Blättern des Seegrases, im üblichen Missverständnis, das die Meerespflanze, Basis des Ökosystems des Mittelmeers einer Alge gleich stellt; die zweite trägt den Namen eines armes Teufels, einem gewissen Biringhelli, der dort seine Hand verlor durch die frühzeitige Explosion eines Dynamitstabes, der zum Fischfang verwendet wurde, ah ja, früher benutzte man dieses System.
An diesem Punkt macht man in der Ferne einen modernen Wachturm aus, genau über Punta del Grottone, nordöstlicher Ausläufer der Insel, Ort an dem Gelbschnabelsturmtaucher nisten und in der Vergangenheit der seltenen Korallenmöwe, deshalb Besuchen untersagt.
Ästhetik des Gefängnisses
Nachdem ich Punta del Grottone vermieden habe biege ich nach links ab und fahre auf einem Weg der von der Nähe des Turmes zu einem großen Gebäude, das an Mittelalter erinnert, führt, mit vielen Türmen und hohen Mauern, aus dem selben Gestein wie das darunter liegende Felsenriff, helles und zerbrechliches Gestein(aber weniger als Stahlbeton), das sich im Licht des Morgens und des Mittags zu einem schönen Rosé färbt. Natürlich war auch dieses „Schloss“ mit Gittern und gezwungenen Durchgängen ein Gefängnisgebäude und auch dieses im Verfall und unstabil, so dass man nicht eintreten kann. Unter diesem Gebäude, „Marchese“ genannt, befindet sich der Strand, den ich suche.
Schau nach unten, aber Staunen, der Strand ist nicht mehr da!
Dennoch hatte ich nicht länger als vor zwei Wochen entschieden, dass wann der Moment kommt, jemand meine Asche von dort von der Mole ausstreuen sollte, die sich ein paar Meter jenseits eines weißen Strandes aus feinstem Sand, eingeschlossen von einer kleinen Bucht mit zwei natürlichen Stangen aus dem selben hellem,rötlichem Gestein an ihren beiden Seiten. Davor erstreckt sich Korsika in seiner ganzen Länge, ganz auf der anderen Seite eines Meeresarm groß wie ein Ozean.
Ich habe nicht widerstanden.
Ich bin bis zur Mole runtergegangen und bin bis zur ihrer Spitze gestiegen. Darunter, am flachen, sandigem Meeresgrund schwamm eine große Brasse, die, sobald sie mich ausgemacht hatte, instinktiv das Weite suchte, aber fast sofort wieder zurückkehrte, hier haben die Fische keine Angst vor den ungefiederten Zweibeinern.
Ich habe verstanden.
Die westlichen Winde haben den ganzen zentralen Teil der Bucht mit „Algen“ (trockene Blätter des Seegrases) bedeckt, sowohl an Land als auch im Meer. Der Strand und die herrlichen Reflexe des davor liegenden Meeres sieht man nicht mehr und bis zum nächsten Seegang wird er im Braun der nassen Blätter schlafen.
Eine schöne Lektion für diejenigen, die sich die Natur als etwas kontrollierbares und etwas, den eigenen Erwartungen zum unterwerfen vorstellen. Hier sind die Kraft des Meeres und die des Windes, die die Schicksale bestimmen, egal wie viele Mauern und Molen man baut!
Die Insel bereitet zur Besinnung vor, sie ist ein alchimistischer Schmelztiegel für diejenigen, die sich einem Minimum an Demut nähern. Sie ähnelt diesen antiken Gottheiten, die gleichzeitig das wunderbare Antlitz der Schöpfung und das der Zerstörung zur Schau stellen.
Sie hilft, den Sinn für die Grenzen wiederzuerwerben: die Übernachtung gut verwendet!
Graziano Rinaldi