Im Hochsommer gibt es so heiße Tage, dass man auch am schönsten Strand der Insel Elba sich an einen frischen Ort wünscht, aber natürlich frisch, etwas was im Kontrast zu der Natur des Insel und des Mittelmeers erscheint, das wir mit dem freudigen Badechaos von vielen elbanischen Stränden gerne in Verbindung bringen. Es existiert so ein Ort auf Elba und er befindet sich in einem der Täler auf der Nordseite des Monte Capanne, er nennt sich Valle della Nivera. Schon der Name verweist uns an die Konservierung von Schnee (neve=Schnee) während des Sommers, vor der Erfindung der Kühlschränke, eine Unternehmung, die nur an äußerst wenigen Plätzen der Insel möglich war.
In diesem Tal fließt einer der wenigen ständigen Wasserläufe von Elba und für viele Jahrhunderte und zum Teil noch heute bestand der hohe Bewuchs aus robusten Kastanien, die von den Bewohnern des kleinen Bergortes von Poggio gepflegt wurden. Seit ein paar Jahrzehnten denkt niemand mehr an die Kastanien, die von Krankheiten und Parasiten betroffen sind, wie ein von seinem Herren verlassener Hund sind sie dabei, traurigerweise und lautlos zu verschwinden. An ihrer Stelle folgen die ursprünglichen Bewohner dieses Gebietes nach, die immergrünen Eichen, die einst die pflanzliche Landschaft aller Inseln des toskanischen Archipels beherrscht haben, die Steineichen (Quercus ilex).
Die wenige Erde, die sich zwischen den großen Felsblöcken angesammelt hat, ist mitunter nicht ausreichend, diese pflanzlichen Giganten zu stützen und wenn sie dem Bach entlang weitergehen sehen sie gelegentlich komplett entwurzelte dicke Stämme an den Seiten, die wie Krieger auf dem Schlachtfeld daliegen. Die Menge an vermodertem Material bestehend aus abgestorbenen Stämmen und Ästen von Bäumen und Büschen ist wirklich eindrucksvoll, in der Vergangenheit wäre es für Herde benutzt worden, heutzutage werden diese Äste durch die starken Gewitter im Herbst entlang des Bachbettes transportiert, wo sie sich bei jedem kleinen Wasserfall. Der Wald, der sich in einem neuen Gleichgewicht rekonstruiert, hat schon selektiert und die größten Büsche wie der Erdbeerbaum umgelegt, die nunmehr keine Möglichkeit mehr haben, um das Licht mit den großen Bäumen des Hochwaldes zu wetteifern. Während des Winters ist auf den Stämmen eine grüne Pracht aus Moos, während die Pilze gut zu tun haben, um diese enorme Menge an organischem Material zu vernichten.
Gerade wegen all diesem Holz, das auf dem Erdboden daliegt, ist der erste Eindruck, wenn man in den Wald des Tals von Nivera hineinkommt, der eines stark gefährdeten Ökosystems. In der Tat ist es ein unter vielen Aspekten richtiger Eindruck, aber partiell, da der restliche Kastanienwald, der das noch überlebt, ein hundertjährige Anbau ist und wenn er nicht wieder aufgenommen wird, wird er das Feld räumen müssen für den ursprünglichen Bewuchs. Meiner Meinung nach ist der schlimmste Verfall, eine wirklich zerstörerische Umweltbelastung, im Unterholz, dort wo die Wildschweine und Mufflons umgehen und wo sie sich damit abfinden müssen, jede Hoffnung zu verlieren auch nur eine einziges Zwiebelgewächs zu finden. Diese Tiere sind nicht einbeboren, sie sind zum Vergnügen der Jäger eingeführt worden und haben einen zerstörerischen Einfluss auf die Umwelt, indem sie jede Art von für sie genießbaren Pflanzen der Unterholzes und der Mikrofauna verschlingen, das heißt fast alle. Sie werden sich beim ersten Blick darüber klar werden, wovon ich rede, wenn sie bemerken werden , dass jede Handbreite des nutzbaren Bodens von den gierigen Schnauzen der Schweine umgegraben wurde. Bis vor zwanzig Jahren war es nicht selten, auf prächtige Blüten der Orchideen, von Narzissen und vielen anderen kostbaren Arten von Zwiebelgewächsen zu stoßen, von denen man seit ein paar Jahren jede Spur verloren hat. Die Interessen der Jagd waren zu vordringlich und das Engagement der für die Erhaltung zuständigen Institutionen zu schwach.
Dennoch schenkt das Tal der Nivera, obwohl durch die Unvernunft der Menschen so stark heruntergekommen, uns immer noch eine Landschaft, die uns erstaunt durch ihre landschaftliche Schönheit und die außergewöhnliche Reiche an Wasser, so selten auf einer kleinen Mittelmeerinsel, zumal unter Berücksichtigung der Tatsache, dass dieses Wasser aus einem wenig durchlässigem Gestein, wie dem Granit hervorquollt, dem einzigen Muttergestein des höchsten Berges des toskanischen Archipels, unbeweglicher und mächtiger Zeuge der tausendjährigen Geschichte der Menschen, der Tiere und Pflanzen in diesem Teil unseres Meeres.